Patente oder wissenschaftliche Artikel? Mythen hinsichtlich der Arbeit an Hochschulen und in der Wirtschaft

Es gibt viele Mythen hinsichtlich der Arbeit an Hochschulen und in Wirtschaftsunternehmen – zum Beispiel, dass die wissenschaftliche Qualität an Hochschulen höher ist als in Wirtschaftsunternehmen. Wir haben mit zwei unserer Kollegen gesprochen, die in beiden Bereichen gearbeitet haben, und sie nach ihren Ansichten zu diesen häufig gehörten Behauptungen gefragt.

Geoffrey Ras


Entwicklungswissenschaftler im Combi-Team der Abteilung Culture Development bei Chr. Hansen. Hatte während seiner Promotion Verbindungen zur Universität Clermont Auvergne in Frankreich.


 

Peter Westergaard Jakobsen


Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung R&D Analytical Solutions bei Chr. Hansen. Arbeitete am Fachbereich Chemie der Dänischen Technischen Universität (DTU) als Doktorand, Postdoc und Forscher. 



Mythos: „Die wissenschaftliche Qualität an Hochschulen ist höher als in Wirtschaftsunternehmen“ – wahr oder falsch?

Geoffrey: Falsch. Da wir uns auf unterschiedliche Problematiken konzentrieren, sind die Ansätze natürlich unterschiedlich. Aber sowohl an Hochschulen als auch in Unternehmen entstehen qualitativ hochwertige wissenschaftliche Ergebnisse.

Peter: Falsch. Obgleich die Erfolgskriterien bei beiden natürlich sehr unterschiedlich sind, meine ich, dass Hochschulen und Wirtschaft lediglich in verschiedenen Bereichen wissenschaftliche Fortschritte machen. In einem Wirtschaftsunternehmen hört man auf zu forschen, wenn die wissenschaftlichen Ergebnisse erreicht wurden, die für die Herstellung des bestmöglichen Produkts erforderlich sind. Im Hochschulbereich kann man die Forschung näher an die Grenzen des überhaupt Möglichen bringen – insofern kann man also sagen, dass die Qualität der Hochschulforschung die der Forschung in der Wirtschaft übertrifft. Wissenschaftliche Erkenntnisse an Hochschulen sind jedoch selten dem Grad an Nachprüfung ausgesetzt, wie Forschung in Unternehmen. Hier werden die wissenschaftlichen Ergebnisse unter sehr verschiedenen Bedingungen und nach diversen Maßstäben auf der ganzen Welt getestet. In Bezug auf die Robustheit der Ergebnisse würde ich sagen, dass die Qualität der industriellen Forschung oft überlegen ist.


Stimmt es, dass Sie in der Wirtschaft nie einen wissenschaftlichen Beitrag leisten können, wie Veröffentlichung von Artikeln usw.?

Peter: Nicht unbedingt. Bei Chr. Hansen wird dies sogar aktiv gefördert, aber die Veröffentlichungen haben oft eine andere Form als ein Zeitschriftenartikel. Natürlich gibt es in der Wirtschaft mehr Geheimhaltung und man kann keine Ergebnisse veröffentlichen, die einen Wettbewerbsvorteil bedeuten. In manchen Fällen kann man jedoch Ergebnisse aus der Zusammenarbeit mit Hochschulen veröffentlichen, oder interessante Nebenergebnisse, die man selbst entdeckt hat, wenn man dies möchte.

Geoffrey: Das kommt darauf an. Im Hochschulbereich ist die Veröffentlichung von Ergebnissen unerlässlich, um den Wert der eigenen wissenschaftlichen Arbeit nachzuweisen, sich in seiner Karriere weiterzuentwickeln und Forschungsmittel zu erhalten. Da Wirtschaftsunternehmen produktorientierter sind, werden wissenschaftliche Ergebnisse von Bedeutung eher in Patente als in wissenschaftliche Artikel umgesetzt und intern bewertet.



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Stimmt es, dass Sie nur mit Kollegen auf demselben Gebiet wie Sie selbst zusammenarbeiten?

Geoffrey: Nein. Jedes Projekt und jeder Erfolg bei Chr. Hansen ist das Ergebnis einer echten und fruchtbaren Zusammenarbeit mit Kollegen sowohl aus derselben Abteilung und als auch aus anderen Abteilungen.

Peter: Absolut nicht! Bei R&D Analytical Solutions arbeiten wir eng mit den meisten Abteilungen des Unternehmens zusammen – von Strain Discovery über IT bis hin zu Vertrieb und Produktion. Die Zusammenarbeit mit Kollegen aus unterschiedlichen Bereichen ist eine interessante Herausforderung bei der Kommunikation der eigenen Bedürfnisse und Ergebnisse.


Was sind Ihrer Meinung nach die größten Unterschiede zwischen der Arbeit an Hochschulen und in der Wirtschaft?

Peter: Ich meine, einer der größten Unterschiede besteht darin, dass in der Wirtschaft eine ganze Unternehmensorganisation auf ein gemeinsames Ziel hinarbeitet, während man im Hochschulbereich auf sich selbst oder ein sehr kleines Team angewiesen ist, um erfolgreich zu sein. Ein weiterer großer Unterschied besteht darin, dass in der Wirtschaft die Problemstellung und der Zeitplan weitgehend von anderen entschieden werden. An Hochschulen hat man mehr Freiheit bei der Wahl von Projekten und deren Zeitplan.

Geoffrey: Es gibt viele Unterschiede. Im Allgemeinen ist die Wirtschaft produktorientierter, während die Hochschulen in Bezug auf Mechanismen, Vorgehensweise usw. explorativer ist. Mit anderen Worten, die Wirtschaft interessiert sich für Anwendungen, während sich die Hochschulen für Grundlagen interessieren.


Warum wollten Sie in der Wirtschaft arbeiten? Was war für Sie attraktiv?

Geoffrey: Persönlich hat mich die Tatsache angezogen, dass man sich in der Wirtschaft auf angewandte Wissenschaft konzentrieren kann. Im Hochschulbereich wird es immer schwieriger, sich auf wissenschaftliche Forschung zu konzentrieren. Man verbringt einen erheblichen Teil der Zeit damit, Mittel zu beantragen. Was für mich die Arbeit in der Wirtschaft, besonders bei Chr. Hansen, attraktiv macht, ist die Möglichkeit, das zu tun, was man am besten kann – sein Experiment zu entwerfen, die Aufgabe durchzuführen und Daten zu analysieren. Ich meine auch, dass man mit seiner Karriere in der Wirtschaft schneller vorankommen kann als im Hochschulbereich.

Peter: Für mich ist der Einsatz modernster Wissenschaft zur Lösung von Problemen, vorzugsweise in Zusammenarbeit mit anderen, der Hauptgrund, warum ich in der Forschungsabteilung eines Unternehmens arbeite. Ich mag es, dass ich in der Wirtschaft diese Nachfrage nach Problemlösungen befriedigen und gleichzeitig meine Managementfähigkeiten und Kooperationskompetenz weiterentwickeln kann. Wer die Aufgabenstellung festlegt und aus welchen Gründen, ist mir weniger wichtig.


Wie sehen die Möglichkeiten für promovierte Wissenschaftler bei Chr. Hansen aus?

Geoffrey: Die Entwicklungsperspektiven im Unternehmen sind sehr interessant. Man kann in der täglichen Arbeit sein wissenschaftliches Interesse zum Ausdruck bringen. Man kann den wissenschaftlichen Karriereweg verfolgen – vom wissenschaftlichen Assistenten bis zum leitenden Wissenschaftler und höher – oder sich auch für den Managementweg entscheiden, als Teammanager, Projektmanager oder anderes.

Peter: Als Mitarbeiter bei Chr. Hansen kann man meiner Meinung nach unabhängig vom Ausbildungsweg seine Karriereziele verfolgen und seine Talente entwickeln. Die meisten Wissenschaftler und Manager in der Abteilung Forschung und Entwicklung sind promoviert, aber wir haben auch Manager mit anderem Bildungshintergrund, wie z. B. Labortechniker. Mit einer Promotion gibt es viele Möglichkeiten. Man kann Teil des Top-Level-Managements werden oder DER Spezialist eines Fachgebiets. Oder irgendetwas dazwischen, je nach der eigenen Motivation und den Kompetenzen.

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